Licht – der größte Feind des Astronomen

verfasst von Tanja Morschhäuser | 2 Kommentare

Es gibt zwei Dinge, die einem Amateurastronomen die Laune verhageln können: ein bewölkter Himmel und Lichtverschmutzung. Der Begriff „Lichtverschmutzung“ führt in die Irre: Es handelt sich dabei nicht um verschmutztes Licht, sondern um die „Verschmutzung“ des Nachthimmels durch verschiedenste Lichtquellen. Die Auswirkungen der Lichter einer Stadt sind unübersehbar und werden am besten am folgenden Bild deutlich:

Bozen bei Nacht - © lichtverschmutzung.de
Bozen hat etwa 100.000 Einwohner – Sterne am Nachthimmel sucht man hier vergeblich.

Selbst kleine Gemeinden streuen schon so viel Licht in die Atmosphäre, dass man sich weit entfernen muss, um ungestört in den Himmel zu blicken. „Hauptbetroffene sind alle naturinteressierten Menschen“, sagt Dr. Andreas Hänel von der Initiative „Dark Sky“. Die Initiative gegen Lichtverschmutzung ist eine Fachgruppe der Vereinigung der Sternfreunde (VdS). Sie hat sich vorgenommen, über das Problem aufzuklären und Vorschläge zu machen, wie man die Lichtverschmutzung eindämmen kann, ohne auf Sicherheit und Komfort verzichten zu müssen.

Klarer Sternenhimmel: nur im Planetarium

Einen Sternenhimmel, wie man ihn im Planetarium zu sehen bekommt, wird man heute in der Natur kaum noch finden. „Ältere Personen sagen, sie haben so einen Sternhimmel nur früher sehen können, Jüngere haben zum letzten Mal im Urlaub einen solchen Sternhimmel gesehen“, erzählt Hänel. Unter den Astronomen sind besonders die Hobby-Sternengucker betroffen. „Profis haben ihre Sternwarten in klimatisch günstigeren Gegenden“, weiß Hänel. „Amateure resignieren oder machen weite Reisen in dunkle Gebiete.“ Aber nicht nur Hobby-Astronomen fühlen sich durch die Lichtverschmutzung belästigt. Durch die permanente Helligkeit wird auch der uralte Rhythmus von Tieren, Menschen und Pflanzen gestört. Mittlerweile wird das Problem auch vom Gesetzgeber erkannt: Licht zählt zu den Immissionen, die im Bundesimmissionsschutzgesetz erfasst sind – allerdings gibt es noch keine verbindlichen Grenzwerte.

Vielfältige Ursachen

Als Ursachen für Lichtverschmutzung gelten vor allem die schlechte oder falsche Beleuchtung von Straßen oder Gebäuden, aber auch „Skybeamer“ gehören dazu. Die starken Scheinwerfer werden gen Himmel gerichtet, um Werbung für eine Veranstaltung oder Disco zu machen. Weil diese Strahler nicht nur den Blick zum Himmel erschweren, sondern beispielsweise auch verkehrsgefährdend sind, wurden sie bereits einige Male in Gerichtsverfahren verboten.

Auf Gebäudeanstrahlung verzichten

Da die Anstrahlung von Gebäuden meist nur als Werbemaßnahme oder zur Steigerung der Attraktivität genutzt wird, fordert „Dark Sky“, möglichst auf Gebäudeanstrahlung zu verzichten oder wenigstens möglichst gut gerichtet anzustrahlen. „Das nach oben abgelenkte Licht wird in der Atmosphäre gestreut und reicht weit über den Ursprungsort hinaus“, erklärt Hänel. „Lichterglocken hellen den Himmel viele Kilometer weit auf, dadurch sind schwächere Sterne, Polarlichter und die Milchstraße nicht mehr zu sehen.“

Natriumdampflampen einsetzen

Entwicklung der Lichtverschmutzung © Andreas Hänel, Montage: T. MorschhäuserIm Gegensatz zur Gebäudeanstrahlung sind Straßenlampen schon alleine aus Sicherheitsgründen notwendig. Andererseits macht die Straßenbeleuchtung nach Schätzungen etwa die Hälfte der Lichtverschmutzung aus. „Dark Sky“ empfiehlt deshalb, Natriumdampflampen einzusetzen. Sie sind aus astronomischen Gesichtspunkten sinnvoll, weil das Licht leicht ausgefiltert werden kann. Außerdem verbrauchen sie weniger Energie und ziehen wesentlich weniger Insekten an. Neben dem Leuchtmaterial kommt es auch auf die Ausrichtung der Lampen an. Die Leuchten sollten gut abgeschirmt sein und möglichst nur nach unten strahlen.

Musterbeispiel Augsburg

Im Zusammenhang mit der Eindämmung der Lichtverschmutzung wird die Stadt Augsburg gerne als Vorbild genannt. „Beeindruckend ist vor allem das Engagement des zuständigen Beleuchtungsingenieurs“, sagt Dr. Andreas Hänel. „Sein primäres Ziel ist nicht, die Lichtverschmutzung einzudämmen, sondern den Energieverbrauch zu reduzieren. Es kommt aber immer darauf an, das Licht nur dorthin zu lenken, wo es benötigt wird.“ Weitere Städte wollen dem Vorbild Augsburgs folgen – vor allem um die Energiekosten zu senken.

Petition gegen Lichtverschmutzung

Im Oktober 2007 wurde eine Petition gegen Lichtverschmutzung beim Deutschen Bundestag eingereicht. Gefordert wird darin ein Gesetz gegen Lichtverschmutzung, der Antragsteller wurde von gut 7.800 Personen unterstützt. „Mich haben die extrem hohe Zahl der Unterzeichner und die teilweise sehr profunden Diskussionen der Amateurastronomen in den diversen Foren überrascht“, gesteht Hänel. „Hoffentlich erkennt man endlich die Problematik und denkt über Maßnahmen nach.“

Kommentare

2 Kommentare zu “Licht – der größte Feind des Astronomen”

  1. anja
    21.04.2008 @ 19:38

    Ein wirklich toller und interessanter Artikel. Lichtverschmutzung ist wirklich ein großes Problem. Ich hoffe, dass man auch in Deutschland endlich die Problematik erkennt. In einigen anderen Ländern hat man ja bereits Gesetze erlassen wie in Slowenien als Vorreiterstaat oder in Wien hat man dieses Jahr einen Masterplan unter dem Motto „Schluss mit kunterbunt“ aufgestellt, der die Lichtverschmutzung eindämmen soll. Mit solchen Artikeln macht man ab und an wieder auf die Problematik aufmerksam. Weiter so.

  2. Tanja Morschhäuser
    21.04.2008 @ 20:36

    Momentan läuft ja die Petition gegen Lichtverschmutzung bzw. wird gerade bearbeitet. Ich denke, man darf also gespannt sein, was daraus wird und was der Gesetzgeber zu tun gedenkt.

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