Eine Nacht unter den Sternen

verfasst von Tanja Morschhäuser | 7 Kommentare

Ein Abend Ende April. Es soll die erste halbwegs sternenklare Nacht seit Monaten werden und das wollen die Sternengucker der Arbeitsgemeinschaft Astronomie und Weltraumtechnik Darmstadt (AAW) nutzen. Am Mühltalbad in Darmstadt-Eberstadt, abseits der Straßenbeleuchtung der Stadt, treffen sich die Mitglieder um endlich einmal wieder ihrem Hobby zu frönen. Die Astronomen holen lange Stangen aus den Kofferräumen ihrer Autos und schrauben ihre selbstgebauten Teleskope zusammen – von Weitem könnte man den Eindruck bekommen, dem Aufbau eines Zeltlagers zuzuschauen. Nach und nach trudeln die ersten Neugierigen ein, die auch einmal durch ein Teleskop schauen wollen.

Auf der Suche nach Merkur

Sternengucker der AAW Darmstadt suchen den Merkur © AAW DarmstadtDoch bevor es an die Teleskope geht, suchen die Astronomen mit ihren Feldstechern den Planeten Merkur. „Wir geben den Teleskopen noch etwas Zeit, um auszukühlen“, erklärt Gunnar Glitscher, Vorstand der AAW. „Außerdem ist es noch zu hell, um andere Objekte zu finden.“ Den Merkur finden die geübten Augen der Sternengucker dagegen relativ schnell überm Horizont. Während jeder Besucher den selten sichtbaren Planeten durch ein Spektiv bewundert, werden nach und nach Sterne am Himmel sichtbar und die Vorfreude unter dem Hobbyastronomen steigt spürbar an.

Ein Ring begeistert die Besucher

Als nächstes Objekt wurde mittlerweile der Planet Saturn gesichtet – im Gegensatz zu Merkur kann man ihn schon mit bloßem Auge hoch am Himmel erkennen. Mit geübten Bewegungen visieren zwei Astronomen den Ringplaneten an, während andere überlegen, welche Objekte man den vielen Besuchern zeigen könnte. Doch erst einmal folgt der Blick der neugierigen Laien durch das Okular zum Saturn. Und der löst Staunen aus, denn niemand hätte gedacht, dass man den Ring des Planeten tatsächlich so deutlich erkennen kann. Als einer der Hobbyastronomen erklärt, dass man neben dem Saturn auch noch einen seiner Monde sehen kann, sind die Besucher erst recht erstaunt. „Ich glaube, man kann den Ring auch mit bloßem Auge sehen“, spekuliert eine Besucherin beim Blick nach oben.

Sternenwanderung am Frühlingshimmel

Kaum hat sich die Begeisterung über den Ring des Saturn gelegt, geht es weiter mit einer Sternenwanderung über den Frühlingshimmel. „Wir sind hier nur sieben Kilometer Luftlinie vom Luisenplatz entfernt und es sind doch ein paar Wolken am Himmel“, sagt Glitscher. Trotzdem findet er mit erstaunlicher Sicherheit seinen Weg am Sternenhimmel. Die Sterne Arktur, Spika und Sirius werden ebenso ausgedeutet, wie die (teilweise) sichtbaren Sternbilder des Großen Wagen, Löwen und Drachen. Anschließend hält Glitscher nach einem besonders interessanten Objekt Ausschau: Der Wettersatellit Metop soll den Nachthimmel überqueren. Und siehe da, pünktlich auf die Sekunde huscht ein heller Punkt über den Sternenhimmel.

Galaxien-Hopping mit großen Teleskopen

Blick durchs Teleskop © AAW DarmstadtDann sind auch endlich die großen Teleskope an der Reihe. „Wir haben sie extra mitgebracht, um damit Galaxien anzuschauen“, erklärt Gunnar Glitscher. Mit seinem Dobson-Teleskop visiert er als erste Galaxie M81 an, eine helle Spiralgalaxie im Sternbild Großer Bär. Ganz in ihrer Nähe befindet sich die M82, ebenfalls eine Spiralgalaxie. Man merkt gleich, dass der Blick in die Weiten des Universums die meisten Besucher nicht so sehr beeindruckt wie der Blick auf den Saturn. Doch als Glitscher erzählt, das Licht von M82 sei 12 Millionen Jahre bis zur Erde unterwegs gewesen, geht doch ein leichtes Raunen durch die Reihen der Besucher. Diese Zahl ist doch unvorstellbar groß.

30 Millionen Jahre unterwegs

Die Whirlpool-Galaxie (M51) © AAW DarmstadtMittlerweile ist es kalt geworden, doch die meisten Besucher haben sich passend gekleidet, um den krönenden Abschluss mitzuerleben. Die Teleskope visieren die Galaxie M51 an, die wegen ihres Aussehens auch Whirlpool-Galaxie genannt wird. Auch hier staunen die Besucher über die Entfernung – denn 30 Millionen Lichtjahre Entfernung bedeutet, dass das Licht bis zur Erde 30 Millionen Jahre unterwegs war.

Kommentare

7 Kommentare zu “Eine Nacht unter den Sternen”

  1. Danyo
    18.05.2008 @ 10:12

    Schön geschrieben =) Gibt es feste Termine an denen sich die Sternengucker treffen? Ich bin nämlich fast geneigt mal vorbeizuschauen.

  2. Tanja Morschhäuser
    18.05.2008 @ 10:16

    Ja, die Termine werden auf http://www.aaw-darmstadt.de unter „Termine“ angekündigt. Der nächste soll am 23.5. ab 21:30 Uhr stattfinden. Und ich glaube, ich bin auch wieder dabei ;-)

  3. Danyo
    18.05.2008 @ 10:53

    Na mal schauen ob ich da dann kann. Vielleicht sieht man sich ja ;)

  4. sid
    18.05.2008 @ 15:43

    Klingt, auch wenn das an sich nicht meine Baustelle ist, wirklich interessant. Und ich behaupte mal derartige Zahlen hätten mich auch vom Hocker gehauen ;)

  5. Tanja Morschhäuser
    18.05.2008 @ 15:46

    @Danyo: Du kannst dich ja nochmal via Twitter oder so rühren, ob du kommst. Ich werde zu 99% dort sein, falls das Wetter mitspielt.

    @sid: Das ist total interessant, wenn dir jemand fundiert erzählen kann, was man da oben sieht. Ich glaube, das würde selbst dich interessieren ;-)

  6. sid
    18.05.2008 @ 16:49

    das bezweifele ich nicht mal!

  7. Neue Artikel online : Supernova
    17.05.2010 @ 17:21

    […] Artikel “Eine Nacht unter den Sternen” beschreibe ich die Eindrücke, die ich bei einem Beobachtungsabend in Darmstadt gewonnen habe. […]

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