Hobby: Supernova-Jäger

verfasst von Tanja Morschhäuser | 2 Kommentare

X-ray: NASA/CXC/J.Hester (ASU); Optical: NASA/ESA/J.Hester & A.Loll (ASU); Infrared: NASA/JPL-Caltech/R.Gehrz (Univ. Minn.)Eine Supernova ist die plötzlich eintretende Explosion eines Sterns am Ende seiner Lebenszeit – also eine Art „Sternentod“. Die Überreste einer Supernova erzeugen Nebel, die jeden Betrachter in ihren Bann ziehen. Supernova-Überreste wie den „Krebsnebel“ gibt es unzählige – Supernovae selbst sind dagegen relativ kurzfristige Ereignisse und werden von vielen Amateurastronomen und Profis weltweit regelrecht „gejagt“.

Der Softwareentwickler Wolfgang Kloehr aus Schweinfurt begibt sich in seiner Freizeit auf die Suche nach Supernovae. Dazu hat er sich eine eigene Software geschrieben, die sein Teleskop steuert und 200 bis 300 Galaxien pro Nacht fotografiert. Bisher hat er vier Supernovae und zwei Zwergnovae entdeckt – und die Jagd geht weiter. Ein Interview.

Herr Kloehr, Sie haben bereits mehrere Supernovae entdeckt. Wie kam es zu den Entdeckungen?

© Wolfgang KloehrDie Entdeckung der ersten Supernova – SN2005cs – war ein Glücksfall. Meine Ausrüstung war noch recht neu und die Suche war noch nicht automatisiert. Die folgenden Entdeckungen gelangen mir dann schon mit meinem Suchprogramm, einer selbst programmierten Software, die alleine in einer Nacht 200 bis 300 Galaxien fotografiert.

Wie findet man überhaupt eine Supernova?

Um eine Supernova zu finden, kann man sich entweder auf sein Glück verlassen oder kann die Sache mit System angehen. Das Entscheidende ist, so viele Galaxien wie möglich in einer Nacht abzulichten – das müssen keine schönen oder besonders tiefen Bilder sein.

Wie geht es weiter, wenn man die Aufnahmen gemacht hat?

Man muss die entstandenen Bilder mit Bildern der Galaxien aus Datenbanken abgleichen. Als normal arbeitender Mensch liegt natürlich der Gedanke nahe, das Ganze soweit es geht zu automatisieren. Ich habe ein computergesteuertes Teleskop und bin von Beruf Softwareentwickler – das hat ganz gut gepasst.

Was haben Sie getan, als Sie dachten, eine Supernova entdeckt zu haben?

Naja, der erste Gedanke war natürlich „Oh Gott was mache ich denn jetzt?“. Zum Glück hatte ich mich schon vorher ein bisschen für das Thema Entdeckungen und Meldung einer solchen interessiert. Meine Nachforschungen dahingehend waren aber nicht besonders intensiv. Und so musste ich dann erst mal in der Nacht lernen, wie man eine Entdeckungsmeldung schreibt und an wen. Das hat dann auch erst im dritten Versuch geklappt – mittlerweile habe ich da etwas mehr Routine.

Was ist es für ein Gefühl, bestätigt zu bekommen, dass man tatsächlich eine bisher unbekannte Supernova entdeckt hat?

Das Entdeckungsbild der Supernova SN2005cs - © Wolfgang KloehrFür einen Amateur ist das so ziemlich das Größte, denke ich. Allein der Gedanke, ab jetzt in den Geschichtsbüchern zu stehen – wenn auch nur ganz klein gedruckt – hat ja etwas. Am meisten umgehauen hat mich aber dann doch eine Mail, die ich ein paar Tage nach der Entdeckung von der NASA erhalten habe. Darin stand, dass gleich am nächsten Tag Beobachtungen mit XMM-Newton, dem Röntgensatteliten der ESO, gemacht wurden. Dazu kam dann noch mit SWIFT ein Satellit der NASA, das Hubble-Teleskop und dann auch noch das VLA Radio-Observatorium in New Mexiko. Alles Dinge, die man nur so aus Film und Fernsehen kennt und das alles aus dem heimischen Garten. Das Ganze war dann unterzeichnet mit „NASA – Marshall Space Flight Center Huntsville, AL, USA“. Naja was soll ich dazu sagen…

Sie haben mittlerweile einige Supernovae entdeckt. Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, ausgerechnet „Jagd“ auf expolodierende Sterne zu machen?

Es erschien mir irgendwie das Einfachste zu sein. Motiviert durch einige Amateure in den USA und auch durch meinen Beruf als Softwareentwickler hat es mich ganz einfach gereizt, das Teleskop zu hundert Prozent die ganze Nacht automatisch zu steuern. Das ist auch einfach ein bisschen ein Zahlenspiel. Man sagt: In hundert Jahren gibt es eine Supernova pro Galaxie – das heißt, wenn man es schafft hundert Galaxien mehr oder weniger regelmäßig pro Jahr zu beobachten, sollte man mindestens eine Supernova finden.

Kommentare

2 Kommentare zu “Hobby: Supernova-Jäger”

  1. anja
    17.05.2008 @ 17:52

    Besonders die Beantwortung auf die Frage nach dem Gefühl nach der Entdeckung einer unbekannten Supernova hat mir einen richtigen Schauer über den Rücken laufen lassen ;) So schnell kann wohl aus einem Himmelsraum ein Himmelstraum werden!

  2. Tanja Morschhäuser
    18.05.2008 @ 10:22

    Ja, ist schon Wahnsinn, was so eine Entdeckung auslösen kann. Ich hätte ja nicht gedacht, dass die Astronomen bei einer Entdeckung gleich mit SWIFT, Hubble und Co. nachschauen ;-)

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