Eine zufällige Entdeckung
verfasst von Tanja Morschhäuser | 0 Kommentare
Im Juli 2002 entdeckte der damals 24-jährige Sebastian Hönig den Kometen C/2002 O4, der nach seinem Entdecker „Hönig“ genannt wurde. Diese Entdeckung war die erste visuelle Kometenentdeckung aus Deutschland seit 1946. Damals hat Anton Weber gemeinsam mit zwei weiteren Astronomen den Kometen C/1946 K1 entdeckt. Bis Ende September 2002 war der Komet Hönig gut zu sehen, im November des gleichen Jahres wurde er ein letztes Mal gesichtet, bevor der Komet letztendlich zerbrach. Ein Interview.
Herr Hönig, wie kam es zu Ihrer Entdeckung?
Ich habe zu dieser Zeit regelmäßig nach Kometen gesucht. In dieser Nacht war ich jedoch vollkommen spontan unterwegs. Ich konnte nachts nicht schlafen, habe mein Teleskop eingepackt und bin von meinem damaligen Wohnort nahe Heidelberg in den Odenwald zum Beobachten gefahren. Beim Ausrichten des Teleskops blieb ich im wahrsten Sinne des Wortes in einer Himmelsregion im Pegasus hängen, in dem sich ein nebliges Fleckchen befand. Da ich wusste, dass in dieser Region nichts Helles zu finden sein sollte, habe ich das Objekt verfolgt. Nach etwa 20 Minuten habe ich ein leichte Bewegung festgestellt, was ziemlich eindeutig auf einen Kometen hinweist. Ich habe mir die ungefähre Position notiert – mangels Papier auf der Rückseite eines Getränkeflaschenetiketts – und habe mein Teleskop wieder eingepackt.
Was haben Sie dann getan?
Als ich wieder auf dem Heimweg war, habe ich mir gedacht, das kann nicht wirklich etwas Neues sein – und bin tatsächlich erst einmal schlafen gegangen. Am nächsten Morgen hab ich dann die ungefähre Position überprüft und herausgefunden, dass tatsächlich kein bekanntes Objekt in dieser Himmelsregion steht. Nach mehrmaligem Gegencheck war ich dann selbst überzeugt, dass ich tatsächlich einen neuen Kometen entdeckt haben könnte. Ich habe die Entdeckungsmeldung an die zuständigen Stellen in den USA weitergeleitet und fing dann an, nervös zu werden.
Und dann wurde Ihre Entdeckung bestätigt. Was ist das für ein Gefühl?
Bei meiner Entdeckung hat es aus unglücklichen Gründen recht lange gedauert, bis der Komet bestätigt wurde: fünf Tage. Nach den ersten Tagen ohne Bestätigung habe ich schon an der Entdeckung gezweifelt. Als ich von einem befreundeten Amateur-Kometenbeobachter sehr überraschend die erlösende Nachricht am Telefon erhielt, war das sehr erlösend und unglaublich aufregend. Ich konnte die nächsten paar Nächte nicht mehr richtig schlafen. Dazu kamen dann viele Pressetermine und ähnliches. Ich hab mir jeden freien und klaren Abend Zeit genommen, den Kometen zu beobachten, der meinen Namen trägt. Das war natürlich ein außergewöhnliches Erlebnis, das sich allerdings sehr schwer beschreiben lässt.
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