"Einem inneren Bedürfnis nachgehen"

verfasst von Tanja Morschhäuser | 0 Kommentare

Mit einer etwas längeren Unterbrechung rechnet das SETI.Germany-Mitglied „yamazaki“ seit 1999 für SETI@home. Er beteiligt sich außerdem aus persönlichen Gründen an Projekten wie AIDS- und Krebsforschung, hilft aber auch bei der Klimaforschung und mathematischen Projekten aus. Ein Interview.

Wie sind Sie auf SETI@home gestoßen und warum machen Sie mit?

Leider kann ich den direkten Bezug, wie ich auf SETI gestoßen bin nicht mehr nachvollziehen. Mit Sicherheit bin ich aber entweder irgendwo im Netz oder durch eine E-Mail auf das Projekt aufmerksam geworden.

Seit wann sind Sie an SETI@home beteiligt?

Seit Sommer 1999. Von etwa Ende 2005 bis Anfang 2008 habe ich mich nicht beteiligt. Seit Anfang 2008 bin ich bei SETI.Germany und beteilige mich in diesem Rahmen an diversen Projekten.

Für die geleistete Arbeit bekommt man so genannte „Credits“ gutgeschrieben, die vor allem als Maßstab für den Wettbewerb zwischen Teams und Einzelpersonen dienen. Läuft Ihr PC deshalb Tag und Nacht?

Einerseits empfinde ich die Credit-Vergabe und das jeweils damit verbundene „Ranking“ durchaus als Anreiz zum Wettbewerb mit anderen Teilnehmern, sowohl innerhalb von SETI.Germany, als auch zwischen den unmittelbaren Konkurrenten in Form von vergleichbar großen User-Gruppierungen – man könnte die Credits also als das „Salz in der Suppe“ oder als Motivationsmotor bezeichnen. Andererseits ist das Projekt- oder Forschungsthema für mich wichtig und maßgebend.

Was erhoffen Sie sich von der Teilnahme an SETI@home?

Mit der Teilnahme am SETI-Projekt kann ich so etwas wie einem inneren Bedürfnis nachgehen, generell etwas für alle zu tun. Das hört sich etwas merkwürdig an, aber ich glaube, nicht nur bei mir persönlich, sondern auch bei vielen anderen so etwas wie eine Sehnsucht zu erkennen, direkt mitmachen, helfen und etwas erreichen zu wollen – mit den begrenzten Mitteln, die man im Alltag zur Verfügung hat.

Was halten Sie ganz allgemein von SETI@home und von der Idee, die benötigte Rechnerleistung auf viele Teilnehmer zu verteilen?

Ich halte die Idee für bestechend und sehr effektiv. Ich war von Anfang an fasziniert und sehr beeindruckt von der Resonanz, die das SETI-Projekt und nachfolgend auch die vielen weiteren Projekte bekamen und bekommen.

Glauben Sie, dass SETI@home eines Tages erfolgreich sein und außerirdische Lebenszeichen empfangen wird?

Das ist schwer zu beurteilen. Warum sollte man nicht Signale finden, die ihren Ursprung in extraterristischen Intelligenzen haben – soweit das überhaupt verifizierbar ist. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass die Wahrscheinlichkeit äußerst gering ist, dass wir allein in diesem unglaublich riesigen Universum sind. Aber selbst wenn man Beweise für die Existenz anderer intelligenter Lebensformen findet, wäre ein direkter Kontakt durch die unglaublichen Distanzen wohl auf absehbare Zeit unmöglich. Der Nutzen liegt für mich eher in der Hoffnung, dass die Menschen dadurch eine Möglichkeit haben, sich weiter zu entwickeln – vergleichbar vielleicht mit den Folgen der Renaissance oder mit der Entdeckungen, dass die Erde nicht der Mittelpunkt der Welt und keine Scheibe ist.

Wieso haben Sie sich dem Team SETI.Germany angeschlossen und „arbeiten“ nicht alleine?

Ich bin eigentlich noch nie so etwas wie ein „Vereinsmensch“ gewesen. Aber SETI.Germany ist in dem Sinne auch kein Verein, sondern eine Gruppe von Interessierten, die mehr oder weniger versuchen, an einem Strang zu ziehen, sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Man erfährt von den erfahrenen Mitgliedern viel Hilfe und Unterstützung auf eine sehr angenehme Art und auf einem hohen Toleranzlevel. Die meisten Mitglieder von SETI.Germany beteiligen sich nach wie vor bei SETI. Die Tendenz geht aber auch immer mehr in die Richtung, sich stark bei einem oder mehreren anderen Projekte zu engagieren, weil sich beispielsweise im Leben ein direkter Bezug dazu entwickelt hat. Ich beteilige mich beispielsweise aus persönlichen Gründen an Projekten wie AIDS- und Krebsforschung, helfe anderen aber auch gern dabei, ihre Projekte voranzubringen, sei es Klimaforschung, Mathematik oder etwas anderes. Im Gegenzug kann ich um Mithilfe bitten, wenn mir ein Projekt sehr am Herzen liegt.

Mehr zum Thema auf sternengucker.org

Kommentare

Kommentar verfassen