Astronomie vs. Astrologie

verfasst von Tanja Morschhäuser | 3 Kommentare

Die meisten Amateurastronomen werden früher oder später auf die Astrologie angesprochen. Sei es die Frage nach der Bedeutung einer bestimmten Planetenkonstellation oder die Frage nach dem eigenen Sternzeichen. 98% der Besucher von Volkssternwarten wissen, in welchem Tierkreiszeichen sie geboren wurden – gut 40% von ihnen wissen allerdings nicht, wie sich Astronomie und Astrologie voneinander unterscheiden, schreibt astronomie.de. Denn obwohl die Bezeichnungen sich ähneln, haben Astronomie und Astrologie heute kaum noch etwas gemeinsam. Doch das war nicht immer so. Über einen sehr langen Zeitraum waren Astronomie und Astrologie eng miteinander verflochten.

Naturwissenschaft vs. Esoterik

Aber was genau sind eigentlich Astronomie und Astrologie? Astronomie (wörtlich übersetzt: “Gesetzmäßigkeit der Sterne”) ist eine Naturwissenschaft – die Wissenschaft von den Gestirnen und dem Aufbau des Weltalls. Die Astrologie (wörtlich übersetzt: “Sternenkunde”) dagegen ist die mystische Deutung der Stellung bestimmter Himmelskörper und wird der Esoterik zugerechnet.

Ein Papst als Astrologie-Anhänger

Bis ins späte Mittelalter hinein waren Astronomen jedoch zugleich Astrologen. Sie beobachteten die Bewegungen der Sterne und Planeten unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten und sagten gleichzeitig das Schicksal der Menschen anhand der Sterne voraus. Nicht nur weltliche, auch kirchliche Oberhäupter verließen sich auf Astrologen, die ihnen vorhersagten, wann eine Handlung unter einem „günstigen Stern“ stand. Im Jahr 1520 ließ Papst Leo X. an der päpstlichen Universität in Rom sogar einen Lehrstuhl für Astrologie einrichten.

Die Trennung von Astronomie und Astrologie

Im Jahr 1543 veröffentlichte der Astronom Nikolaus Kopernikus das Werk “De Revolutionibus Obrium Coelestium” (”Von der Umdrehung der Himmelskreise”) und beschrieb darin erstmals ein heliozentrisches Weltbild. Die Astronomen Tycho Brahe und Johannes Kepler entwickelten das kopernikanische Weltbild im Laufe der Jahre weiter. Mit physikalischen und mathematischen Methoden (z.B. den Keplerschen Gesetzen zur Planetenbewegung) wurden viele der sichtbaren Abläufe am Himmel verständlich. Doch bis sich Astronomie endgültig von der Astrologie trennte, verging noch einige Zeit – selbst Kepler verdiente seinen Lebensunterhalt unter anderem durch das Erstellen von Horoskopen. “Doch war Kepler bereits ein so objektiver, genialer Wissenschaftler, dass er gerade durch seine Beschäftigung mit der Astrologie diese schrittweise überwand und so der astronomischen Forschung zum Durchbruch verhalf”, sagt der Astronom Dr. Ernst Göbel dem Magazin „Der Orion“.

Zurück in die Gegenwart

Der Soziologe und bekannte Astrologiekritiker Dr. Edgar Wunder erläutert in der Zeitschrift „Gehirn und Geist“ 3/2008, warum Horoskoptexte von so vielen Menschen als „zutreffend“ empfunden werden und erklärt auch, dass Astrologen in seiner eigenen Studie nicht in der Lage waren, das richtige Horoskop für ihr Gegenüber herauszufinden. Trotzdem sagt er: „Wissenschaftler sollten astrologische Thesen – auch wenn sie unplausibel erscheinen – nicht von vornherein ablehnen, sondern kritisch prüfen.“

Zusatzinfo: Weltbilder im Wandel

Das „geozentrische“ oder „ptolemäische“ Weltbild sieht die kugelförmige Erde im im Zentrum des Universums. Alle Planeten und Sterne umkreisen die Erde auf verschiedenen Sphären. Das „heliozentrische“ oder „kopernikanische“ Weltbild sieht dagegen die Sonne im Zentrum des Universums. Heute weiß man, dass unser Sonnensystem nur einen kleinen Teil des Universums ausmacht und es keinen eindeutig bestimmbaren Mittelpunkt des Weltalls gibt.

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Kommentare

3 Kommentare zu “Astronomie vs. Astrologie”

  1. Michael
    18.05.2008 @ 09:16

    Keplers frühe Werke waren ja auch Sachen, die man heute eher als „Esoterik“ bezeichnen würde. Am Anfang waren die Gesetze der Planetenbahnen für ihn eher was mystisches, am Ende seines Lebens hatten sie schon eine solide, durch Beobachtungen untermauerte, wissenschaftliche Grundlage.

  2. Tanja Morschhäuser
    18.05.2008 @ 10:19

    Das passt jetzt nicht direkt zu deinem Kommentar, aber ich gerate ja immer ins Staunen, wenn ich mir überlege, was Kepler und Co. alles herausgefunden haben, ohne unsere heutige Technik zu haben…

  3. Michael
    18.05.2008 @ 10:47

    Das fasziniert mich auch immer wieder. Vor allem, *wie* Kepler auf die Idee mit den Ellipsen gekommen ist; so offensichtlich ist das ja auch wieder nicht.