Astronomie mit Herz und Seele

verfasst von Tanja Morschhäuser | 2 Kommentare

Logo der AstronomieschuleAn ein Museum oder eine Schule denkt der Besucher wohl als letztes, wenn er in der Valkenierstraße 10 in Bad Homburg klingelt. Mitten im Wohngebiet befindet sich die Astronomieschule mit Astronomiemuseum. Oliver Debus öffnet die Tür und führt den Besucher in den Flur, wo eine Reise durch das Sonnensystem beginnt: Dort hängen Modelle der acht Planeten und der Sonne. Anschließend betritt man das Wohnzimmer des Schulleiters – oder in seinen Worten: das Museum, die „Mondbasis Luna“.

Das Wohnzimmer als Ausstellungsraum

Dort hängen und stehen überall Astronomie- und Raumfahrt-Souvenirs – auf den ersten Blick wirkt das chaotisch und konzeptlos. Doch der Schein trügt, es gibt ein System: In einer Ecke wird die Erdbeobachtung thematisiert, ein Regal zeigt die Anfänge der Astronomie, in einem anderen stehen Modelle des Sonnensystems. Dominiert wird der Raum von einem Tisch, auf dem Lego-Modelle der Weltraumserie aufgebaut sind. An allen freien Wänden hängen Plakate, einen Teil des Raums kann man durch Vorhänge abtrennen – hier wird Besuchern das Kleinplanetarium vorgeführt.

Vom Kindergarten zum Seniorenwohnheim

Oliver Debus, © Tanja MorschhäuserVon Kindesbeinen an ist Oliver Debus begeisterter Amateurastronom. „Das Interesse an der Astronomie ist von meinem Vater auf mich übergesprungen“, erinnert er sich. So kam es auch, dass Debus in Frankfurt Physik mit Nebenfach Astronomie studierte. Heute hat er es sich zur Aufgabe gemacht, das Thema Astronomie und die Faszination für das Universum anderen Menschen zu vermitteln. Seine Astronomieschule arbeitet dabei mit den unterschiedlichsten Altersgruppen: Die Kleinsten besuchen gerade den Kindergarten, andere nehmen im Gymnasium an seinen Arbeitsgemeinschaften teil – die Ältesten besucht der Astronom mitsamt Teleskop im Seniorenwohnheim.

Der Sternenmann im Kindergarten

Wenn der 39-Jährige einen Kindergarten besucht, gilt er dort schnell als „Sternenmann“. Er packt dann große Modelle von Sonne und Planeten aus und animiert die Kinder dazu, eine Sonnen- oder Mondfinsternis nachzuspielen. „Mit einem kleinen Teleskop beobachten wir dann auch und ich rege die Kinder mit ganz einfachen Tipps dazu an, selbst einmal zum Sternenhimmel zu schauen“, erklärt Debus sein Konzept. Das kommt bei den Kindern gut an. „Es ist hochinteressant, wie die Kinder das Gelernte nachbearbeiten und es ist spannend, welche Fragen sie stellen“, findet der „Sternenmann“. Aktuell seien besonders Fragen zur Raumfahrt beliebt. Als im Jahr 2006 Pluto vom Planeten zum Zwergplaneten degradiert wurde, fragten die Kinder, was mit Pluto passiert sei – ob er etwa explodiert wäre. Debus schmunzelt. „Und natürlich wird auch immer nach schwarzen Löchern und außerirdischem Leben gefragt.“

Ein Astronom in seinem Element

Lego-Sammlung im Astronomiemuseum, © Tanja MorschhäuserWenn Oliver Debus nach dem gefragt wird, was er macht, ist er in seinem Element. Er holt Plakate aus der Ecke, schleppt Ordner heran und schafft es, den Zuhörer ganz für sich und seine Erzählung zu gewinnen. „Wenn ich in die Schule gehe, möchte ich den Schülern auch immer zeigen, welche Berufsmöglichkeiten es im Gebiet der Astronomie gibt“, sagt er und zeigt, dass er sich nicht nur mit dem Thema auskennt, sondern auch wirkliches Interesse an seinen Zuhörern hat. „Es gibt ja nicht nur Astronauten und Astronomen, sondern auch andere Berufe in den Instituten wie ESA, ESOC und DLR.“

Schule und Astronomie

Aber wie kommt ein Astronom überhaupt auf die Idee, sich der Vermittlung von Astronomie an Laien zu verschreiben? „Ich selbst hatte in der Schule keinen Astronomie-Unterricht“, erinnert sich Debus zurück. „Mir hat das gefehlt und ich merke mehr und mehr, dass daran ein Interesse besteht. Gerade die jungen Leute, die heute in die Schule gehen, sollen sehen, was es für Möglichkeiten in Europa und Deutschland gibt, gerade was Astronomie, Raumfahrt und Forschung angeht. Ich will ihnen zeigen, dass wir darin Spitze sind.“ Auch aus diesem Grund engagiert sich der Astronom für die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Schulastronomie (DGSA). Die DGSA will die Themen Raumfahrt und Astronomie als eigenständiges Unterrichtsfach in die Schulen bringen. „Wir wollen das bundesweit machen und auch gezielt der Politik zeigen, wie man das Schulfach fördern kann“, erklärt Debus und man merkt ihm seine Begeisterung an. „Wir sagen nicht nur ‚wir wollen das Fach Astronomie’, wir wollen auch zeigen, wie man Astronomie als fachübergreifendes Unterrichtsfach in die Schulen hineinbringen kann.“

Astronomie als Lehrfach

Später soll ein Studiengang „Astronomie als Lehrfach“ folgen – deshalb hofft die DGSA, auch Lehrer und Professoren in ihren Kreis aufnehmen zu können. Aber auch Amateurastronomen, Schüler, Eltern und die Industrie sind gern gesehene Mitglieder. „Unsere Erkenntnis ist, dass sehr viele Anregungen aus der Industrie kommen. Die Industrie möchte gerne Nachwuchs haben“, bilanziert Debus, der als zweiter Vorsitzender für die DGSA tätig ist. In Zeiten von Ausbildungsplatzmangel und Jugendarbeitslosigkeit könnte das der Dreh sein, mit dem das Vorhaben der DGSA gelingt.

Kommentare

2 Kommentare zu “Astronomie mit Herz und Seele”

  1. anja
    25.05.2008 @ 18:51

    Da ich eine kleine Niete im Fach Astronomie bin, jedoch gerne mehr über diese Wissenschaft wissen möchte, hätte ich mir in meiner Schulzeit schon das Fach Astronomie oder zumindest einige Astronomieprojekte gewünscht. Aber wie ich gelesen habe kommt Oliver Debus auch in Seniorenheime. Dann habe ich ja noch viel Zeit, mir doch noch Wissen anzueignen ;)

  2. Tanja Morschhäuser
    26.05.2008 @ 12:56

    Soweit ich weiß, war Astronomieunterricht in der DDR weit verbreitet. Wenn du also ein paar Jahre älter wärst, wärst du noch in den Genuss gekommen. Jetzt musst du dich eben selbst informieren und weiterbilden, wenn es dich interessiert…

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